„Humor ist das einzige, was man im Leben ernst nehmen muss;
Alles andere muss man mit Humor nehmen.“                Elmar Gruber

Die Karnevals/Faschings/Fassenachtszeit wird ja häufig als „Hoch-zeit“ des Humors bezeichnet. Schütte Dich doch mal wieder aus vor Lachen!
Manchem Zeitgenossen bleibt allerdings heute das Lachen im Halse stecken.
Und dem Faschingsmuffel ist diese Zeit nun eh suspekt.
In meiner Studentenzeit in Würzburg war ich auch „aktiv“, organisierte sogar selbst einen spontanen Rosenmontagszug. Es machte mir Spaß.
Heute bin ich da zurückhaltender, aber: Gerne erinnere ich mich an diese siebziger Jahre. Und: In meinem Bücherschrank steht ein Buch, das mir bei zum heutigen Tage ein Wichtiges geblieben ist:
Harvey Cox, Das Fest der Narren.
Cox erinnert in seinem Buch an eine lange verschüttete Quelle christlicher Tradition und entwickelt aus dem mittelalterlichen „Fest der Narren“ ein beeindruckendes Dokument christlicher Lebensfreude. Seine unorthodoxe Interpretation des Jesus von Nazareth als Narr, eröffnete mir neue Zugänge und setzte meine Phantasie in Gang, meinen Glauben hoffnungsfroh und im Sinne des Narren neu auszuformen.
Der Mensch als „homo festivus“, wie ich ihn dann auch im Katzanzakischen Alexis Sorbas kennen lernen durfte (immer noch ein Lieblingsbuch!), sollte mein ganzes Leben prägen.
Es gibt keine Kultur ohne Feste, das Fest durchbricht die Routine, ist Einkehr und Ausleben zu gleich. Wer den Sinn für Festlichkeit und Phantasie verliert, verliert Essentielles des Menschseins.
Gerade in der katholischen Kirche hat sich dieser tiefere Sinn des Festes in seinen verschiedenartigen Riten und Segensgebärden bis heute gewahrt (nicht umsonst sind Karnevalshochburgen mehrheitlich katholische Orte).
Ein (guter) Gottesdienst ist ein Fest der Unterbrechung in meinem Alltag. Im Fest begegne ich dem Höheren, ein Fest ist der Schnittpunkt von Immanenz und Transzendenz, Himmel und Erde berühren sich.
Dieses Verständnis von Fest sprengt Zeit und Raum.
Als Christ begebe ich mich hinein in die Fülle der festlichen Rituale, die ich im Laufe eines Jahres durchlaufe und die ich vom Anfang bis zum Ende meines Lebens durchlaufe.
Von daher gesehen, ist für den christlichen Narren auch an Aschermittwoch nicht „alles vorbei.“
Denn er weiß sich getragen vom festlichen Rhythmus der Ewigkeit.
So halte ich das weltliche Ritual des Karnevals für ein Wichtiges und in schwerer Zeit,
in der der Hass immer mehr an Boden gewinnt, sogar (über-)lebenswichtiges.
Seinen tiefsten Grund erfährt der festliche Mensch aber erst in der Hoffnung, dass „das Gelächter der Hoffnung letzte Waffe ist“, das heißt, Gier, Hass und Verzweiflung durchbrechen kann durch seine Ausrichtung auf den Gott der Liebe.

In diesem Sinne wünscht ihnen eine festliche Zeit im bald beginnenden Frühling

Thomas Ries
Hochschulseelsorger