„Sind Sie von Natur aus heimatliebend“ – diese Spruchkarte fand ich an einem Kino.
Im letzten Semester hatten wir im „Internationalen Salon“ in der KHG eine ganze Serie unter dem Stichwort „Heimaten“ und im Internationalen Friedensgottesdienst fragten sich Studierende aus aller Welt: Was stelle ich mir unter Heimat vor, was verbinde ich mit Heimat. In einer Zeit, wo Flexibilität und Mobilität ein hohes Gut ist, wo viele Menschen bereits in jungen Jahren sich aufmachen, unterwegs sind, pilgern, aufgrund schlimmster Umstände ihre Heimat verlassen müssen…in dieser Zeit hat der Begriff „Heimat“ einen neuen Klang bekommen.
In dem Song „homeward abound“ besingen Simon and Garfunkel ihre Heimatsehnsucht, wenn sie nach langer Konzerttournee an einem Bahnhof sitzen, warten und von einem Zuhause träumen, wo ihre Musik gespielt wird, Heimatklänge, die Liebste still mit offenen Armen wartet, das Vertraute lockt.
Die Studierenden im Friedensgottesdienst umschrieben
„Heimat – „home“ mit Worten wie „Wärme“ –
„meine Sprache“ –
„Heimat ist, wo Liebe ist“ –
„Heimat ist da, wo ich wirklich sein kann, wie ich bin“ –
„Familie“ –
„Heimat ist da, wo Dein Herz hin zurück will“ –
„Heimat ist Sicherheit“ –
„Heimat gibt mir mein Glaube“ –
„Heimat ist da, wo ein Mensch Liebe finden kann und wo er geliebt wird“ – „Heimat ist ein süßer Ort, wo Menschen mich verstehen, es ist ein wunderschöner Ort in Gottes Schöpfung“ –
„Heimat ist Vater, Mutter, Schwester“-
„Heimat ist Europa“ –
und „meine Musik und meine Bücher.“
Ein buntes Panoptikum, das jeder verehrte Leser dieser Zeilen für sich selbst weiterführen kann.
„Ubi bene, ibi patria“ – „Wo es Dir gut geht, da ist Heimat“, sagt der römische Dichter Pacuvius.
Hat Jesus das vielleicht gemeint, als er in den Werken der Barmherzigkeit davon spricht, wie eminent wichtig es ist, Heimatlosen oder biblisch ausgedrückt „den Fremden eine Herberge geben“.
Ist es vielleicht eine der Hauptaufgaben unserer Zeit, den vielen Heimatlosen, den rastlos Unterwegsseienden eine Heimat anzubieten?
Sowohl im Alten, als auch im neuen Testament kommt dem sorgsamen Umgang mit „dem Fremden“ eine zentrale Bedeutung zu. Der Ordensgründer Benedikt fordert in seiner Regel von seinen Mönchen, niemanden abzuweisen. Aber er fordert auch, die Fremden einzubinden. Es ist das alte orientalische Gesetz der Gastfreundschaft, das für unsere Zeit an neuer Strahlkraft gewinnt.
Der „Heimat-Begriff“ ist der Bewegung unterworfen, er ist nicht mehr räumlich gebunden, er ist ein Gefühl. Ich fühle mich heimatlich, wo ich mich sicher, geborgen, angenommen weiß. Aber diese passive Erwartung ist auch eine aktive Forderung an jeden Einzelnen, diese Orte und Räume auch selbst anzubieten.
„Ich war fremd – und ihr habt mich aufgenommen“ – wer diesen Satz lebt, trägt wesentlich zum Frieden im Mikrokosmos und im Makrokosmos bei!
Es lohnt sich für mich als Individuum, als auch für die Gesellschaft, den Staat, mir von dem Fremden einen Spiegel vorhalten zu lassen und in die Welt des Fremden hineinzuziehen, um zu erfahren, was Heimat ist.
Wer nur zuhause bleibt, wird dem Begriff „Heimat“ nicht in seiner schillernden Tiefe nahe kommen.
Roswitha Bloch, eine deutsche Lyrikerin, spricht dies treffend so aus:
„In Wahrheit sind wir doch alle Suchende,
nach einem Ort, der sich Heimat nennt.“
Und der letzte Ort von Heimat wird dann der Himmel sein.