Jeder Tag ist ein besonderer Tag
Und weil jeder Tag ein besonderer Tag ist, bekommt jeder Tag seit vielen Jahren auch noch einen Sinn von außen draufgedrückt.
„Tag des Baumes“ – „Tag des Kusses“ – „Tag der Menschrechte“ …
Der 3.März ist auch so ein besonderer Tag:
Er ist der „Internationale Tag des freien Sonntags.“
Gegen den Trend, dass zu jeder Zeit, zu jeder Stunde, an jedem Ort immer Alles möglich sein muss, gegen die „Rund –um – die Uhr-Gesellschaft“, letztendlich gegen die Aushöhlung des Sonn- und Feiertagsschutzes, macht dieser Tag großen Sinn. Deutschland und mehrere EU – Initiativen machen nun am 3. März mit Aktionen auf die Sonntagsruhe aufmerksam.
Als vor ca. 7,8 Jahren die Uni Bayreuth den Sonntag zum normalen Werktag erklärte, – seitdem gibt es Blockkurse, Bibliotheksöffnungen etc. – hat das Mitarbeiterteam der KHG ein Zeichen setzen wollen. Und seitdem läuten jeden Samstag unsere KHG – Glocken fünf Minuten als Zeichen: „Leute am Campus, unterbrecht mal das Studium, morgen ist Sonntag, ein kulturelles und religiöses Geschenk zum Schutze des Menschen.“ Nützt nichts, der Sonntag ist normaler Arbeitstag an einer bayrischen Universität in Bayreuth geworden – mir ist aber das Signal, das von unserem Glockenläuten ausgeht, weiterhin wichtig.
In dem lesenswerten Buch, „Das antike Christentum“, des protestantischen Kirchenhistorikers Christoph Markschies, fand ich zum Sonntag Nachdenkens- wertes!
Er erzählt, dass schon im 2. Jahrhundert der Sonntag, der dies dominicus, später der dies solis, erkämpft werden musste. Bischof Eusebius (er lebte im heutigen Holms), wurde zum Sonntag gefragt, was denn der Sinn ist.
„Warum ist es notwendig“, so der Fragesteller, den heiligen Tag des Herrn zu feiern und nicht zu arbeiten? Welchen Gewinn (schon damals wurde ökonomisch gedacht) haben wir denn, wenn wir nicht arbeiten?“
Eusebius antwortet: „ Drei Anfänge vereinigt der Sonntag in sich – den Anfang der Weltschöpfung, der Auferstehung Jesu und des Wochenanfangs. Der Gottesdienst gewährt uns die wichtige Arbeitsruhe.“
Aber die Gemeinde treibe ja lieber anderes, was Eusebius zu der hochaktuellen Aussage veranlasst: „ Ruft der Herold zur Kirche, so schützen alle Ermüdung oder andere Aufgaben vor. Gibt es Flöten- und Zithermusik, so eilen alle wie mit Flügeln dahin.“ Der Transfer dieser Gedanken auf die heutige Zeit ist einfach.
Noch mal Eusebius:
„Es kommt ein Tagelöhner in dein Haus und lädt deine Arbeit auf seine Schultern, er reibt sich auf in Schweiß und Anstrengung und wagt an sechs Tagen kaum, sein Haupt zu erheben und nach dem Stand der Sonne zu schauen, sondern verzehrt sich in deinem Dienste. Und er erwartet den Tag des Herrn mit großem Verlangen, um wenigstens einmal den Staub vom Leibe zu schütteln und auszuruhen. Und das erlaubst du ihm nicht? Bitte sage mir, wie willst du das entschuldigen.“
Nun, was uns Aufgeklärten zu damals unterscheidet ist, dass wir selbst den Sonntag „in die Tonne hauen.“ Sieben Tage hat die Woche – weshalb sollte sich am Campus in Bayreuth der Sonntag vom Werktag unterscheiden?
Fakt ist: Wer den Sonntag abschafft, tut sich selbst nichts Gutes. Warum gibt es soviel Depression und Ausgebranntsein…
Der Sonntag ist ein Geschenk der Kultur und Religion für den Menschen!
Der internationale Tag des freien Sonntags erinnert daran.
Fastenzeit kann auch bedeuten, den Sonntag zu ehren – als wichtigen Tag des Innehaltens für mein Leben.