Kreative Pausen
Einmal, da hörte ich eine Geschichte – und, wie so oft bei diesen Geschichten, die mir im Kopf herumspuken, kann ich mich nicht mehr genau an Orte oder Namen erinneren – einmal, da hörte ich eine Geschichte von einem Orchester, das keine Pausen machte. Nicht nur, dass es keine Trink- oder Raucherpausen machte: Es spielte auch die Pausen zwischen den Noten einfach durch. Ich glaube, jemand hatte ihnen gesagt, sie sollten schneller spielen.
Das Ergebnis lässt sich leicht erahnen: Die Musik war zerstört. Jedes Musikstück lebt von seinen Pausen. All die Schnörkel, die für Viertel-, Achtel-, halbe oder ganze Pausen stehen, bestimmen den Rhythmus der Klänge. In der kurzen Stille, die auf die Noten folgt, klingen die Töne nach, machen sich Kopf und Herz bereit, bekommt die Melodie selbst Rahmen, Form und Inhalt.
Musik ohne Pausen ist nur Lärm und Chaos.
Auch sonst in unserem Leben merken wir manchmal, wie das Chaos ausbricht, wenn wir keine Pausen machen. Dinge können nicht nachklingen und nicht verarbeitet werden, sie beschäftigen uns, Erinnerungen und Gefühle überlagen sich, stauen sich auf.
Wir brauchen Pausen, damit Herz und Kopf mitkommen mit dem, was wir planen und tun. Wir brauchen Pausen, um frei zu werden für neue Ideen und Gedanken. Wir brauchen auch Pausen, um uns und andere neu sehen zu lernen. Um uns zu erinnern, wer wir einmal waren, und wer wir eigentlich sein wollten. Um uns herausfordern zu lassen von der plötzlichen freien Zeit – und um auf die Stille zu hören, in der wir manchmal – nur manchmal – das Geheimnis unseres Lebens erahnen können.
Viele tiefe, schöne und fruchtbare Pausen in den kommenden Wochen wünscht Euch
Eure Hochschulseelsorgerin Barbara
(Foto von gellert auf Pixabay )
– English version –
Creative breaks
Once, I heard a story – and, as is so often the case with these stories that haunt my head, I can’t remember the exact places or names – once, I heard a story about an orchestra that didn’t take any breaks. Not only did they not take breaks for drinking or smoking: they just played through the pauses between notes. I think someone had told them to play faster.
It’s easy to guess the result: The music was destroyed. Every piece of music lives from its pauses. All the squiggles that stand for quarter, eighth, half or whole pauses determine the rhythm of the sounds. In the short silence that follows the notes, the sounds reverberate, the head and heart get ready, the melody itself takes on a framework, form and content. Music without pauses is only noise and chaos.
In other areas of our lives, too, we sometimes notice how chaos breaks out when we don’t take breaks. Things cannot reverberate and cannot be processed, they occupy us, memories and feelings overlap, pile up.
We need breaks so that our heart and head can keep up with what we are planning and doing. We need breaks to become free for new ideas and thoughts. We also need breaks to learn to see ourselves and others anew. To remember who we once were and who we actually wanted to be. To let ourselves be challenged by the sudden free time – and to listen to the silence in which we can sometimes – only sometimes – sense the secret of our lives.
Wishing you many deep, beautiful and fruitful breaks in the weeks to come
Your university chaplain Barbara