Gleich an zwei Tagen (01 & 02 Oktober)  gab es ein großes Abschiedsfest von und für unseren KHG-Hochschulseelsorger Thomas Ries. Begonnen wurde am Samstagabend mit einem Musik-& Tanzabend mit der Live-Band “King Sorella”. Speziell für das Abschiedsfest wurden thüringisch-hessische Spezialitäten aufgetischt und dazu verschiedene griechische Weine. Als Überraschung gab zum Abschied für Thomas  einen gemeinsamen musikalischen Auftritt vom Gospelchor, Swahili Chor und “King Sorella”.

Am Sonntagmorgen wurde in der vollbesetzten Albertus-Magnus-Kapelle ein Festgottesdienst mit Regionaldekan Josef Zerndl gefeiert. Anschließend gab es Mittagsbuffet und einen Festvortrag von Prof. Dr. Ottmar Fuchs mit dem Titel “Laudatio auf unsere Zeit”. Danach wurden einige Dankes- und Abschiedsworte gesprochen und Abschiedsgeschenke überreicht. Bevor der Tag mit einem Reisesegen abgeschlossen wurde, konnten sich alle Gäste, zu denen viele ehemalige KHG-Mitarbeiter und Freunde nach Bayreuth gekommen sind, mit Kaffee und Kuchen stärken.

Vielen Dank Thomas für das tolle Abschiedsfest und 20 Jahre Hochschulseelsorge in der KHG und am Campus!

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“Ich weiß gar nichts, wie ich beginnen soll…”
so fängt ein Lied von Reinhard Mey an und sinngemäß singt er weiter: “…mein Herz und Verstand so voll…”
Ähnlich geht es mir in diesen Tagen.
Ich sitze vor meinem PC und so Vieles, zu Vieles geistert durch Hirn und Herz.
Vielleicht geht es ja Dir beim Lesen auch so: Gelinde gesagt: Es ist eine “verwirrende, überfordernde Zeit”.
Wenn ich Tagesschau sehe, gibt es nichts mehr, worüber ich mich nicht aufrege, gibt es nichts mehr, was mir nicht Angst einjagt, gibt es, trotz alledem, kleine Oasen der Hoffnung.
Und Fragen über Fragen:
Woher kommt dieser Hass?
Woher kommt die “Angst vor dem Fremden”?
Was lässt Menschen durchdrehen?
Geht es nur noch um “Macht über…”?
Und letztendlich: Was kann ich dagegen setzen?
Zum Beispiel die Szenen des internationalen Friedensgottesdienstes am Sonntag, die berührenden Gespräche mit Menschen aus Italien, Polen, Weißrussland, Ukraine, China, Japan… Friede ist möglich! Er beginnt im Kleinen! Die Angst vor dem Fremden ist unbegründet! Anstatt über Smartphone u.ä. sollten wir uns von Angesicht zu Angesicht in die Augen schauen “Wer bist Du Mensch? Wer bist Du, mein Gegenüber”?
Nein, auf den Pokemon-Wahn gehe ich jetzt nicht ein (auch nicht auf Erdohan, Trump, Vogt, usw.).
Es hilft nur die Begegnung! Es hilft nur die Berührung! Es hilft nur Barmherzigkeit im Alltag!
Wer Angst und Hass schürt, versündigt sich!
Vielleicht sollten wir dieses alte Wort “Sünde” mal wieder ausbuddeln.
Wer nicht bereit ist, den schmalen Weg gegen den Mainstream zu gehen, wird sich verirren.
Und: Die Hoffnung besiegt den Hass! Die Liebe besiegt den Hass!
Daran halte ich fest! Das lasse ich nie los!
1976 war ich das erste Mal in Griechenland – ein junger Theologiestudent.
Das “fremde Griechenland” ist mir längst zweite Heimat geworden, viele Bilder von Versöhnung, Herzlichkeit und Gastfreundschaft trage ich seitdem in meinem Herzen. Die innere Bereitschaft, sich “dem Fremden” zu öffnen, hat sich für mich immer “gelohnt”, hat mich immer im Leben weitergebracht.
Eine der wenigen postiven Konsequenzen aus “Bologna 2000” ist für mich, die verstärkte Einladung an Studierende zu reisen. “Auslandssemester” – das war in meiner Studentenzeit ein Fremdwort.
“Reisen bildet” – sagten die Alten.
Und der bayrische Schriftsteller Oskar Maria Graf hält fest:
“Reisen sollte der Mensch, der bereit ist, sich ständig überraschen zu lassen.
Man muss sich, so glaube ich, zunächst einer solchen Sache völlig kritiklos hingeben, muss wie ein Schwamm, den man ins Wasser wirft, erst alles aufsaugen, um es später – vielleicht lange nachher – auf irgendeine Weise verarbeiten zu können.
Was immer ein Mensch erlebt, er gewinnt dadurch”.
Das schrieb er 1934 als er sich per Bahn auf eine Reise nach Sowjetrussland begab!
Nein, die Zurückschauer – ihre Gegenwart ist ein Festhalten an der Vergangenheit – die Restaurierer, werden die Erde nicht bewegen können. Schon die Frau von Lot erstarrte zur Salzsäure, als sie zurückschaute…
Der Weg in die Zukunft ist ein Reiseweg und eine Reise geht nach Vorne – ins Ungewisse?
Ja, auch, aber auch mit der Gewissheit nicht allein zu sein.
“Wir werden immer mehr” – sangen wir in der Antiatomkraftbewegung, in der Friedensbewegung, in Wackersdorf…
Nicht alleine verzweifeln,  sondern gemeinsam mit companeros unterwegs sein – das alte Bild der Theologie der Befreiung vom “pilgernden Gottesvolk” – das ist es weiterhin, das mich eben nicht verzweifeln lässt und den Becher von Wut, Angst und Empörung immer wieder mit der Schlagsahne “Es ist schön zu leben” garniert!
Wer sich auf Reisen begibt, schaut nach vorne!
Wer sich auf Reisen begibt, freut sich auf das Risiko der Begegnung mit “dem Fremden”!
Wer sich auf Reisen begibt, verzweifelt nicht am Leben!
Wer sich auf Reisen begibt, erlebt Tag für Tag, dass die Welt bunt ist und nicht Schwarz-Weiß, wie uns die populistischen Unheilspropheten weiss machen wollen.
Ja, “Reisen bildet” – und nicht nur das, es ist ein starkes Ausrufezeichen von Menschen, die den Glauben an Frieden – Gerechtigkeit – Bewahrung der Schöpfung nicht aufgeben wollen.
“Ich weiß gar nicht, wie ich beginnen soll…”
Wir alle können Tag für Tag neu beginnen, das Leben zu lieben mit Leidenschaft, den Nächsten zu lieben, wie uns selbst,
die Kostbarkeit jedes einzelnen Menschenleben zu achten, zu geniessen den Tag…

Mit einem spätsommerlichen Segensgruß
Thomas Ries

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Internationaler Friedensgottesdienst mit der Sommeruni vor der KHG.

 

In einer Trauerandacht gedachte die KHG am Freitag, 22.7., ihrer Mitarbeiterin Saskia, die bei dem Anschlag von Nizza vom 14. Juli zu den Opfern zählte.
“Tot sind Menschen nur, wenn wir uns nicht mehr an Sie erinnern”!
Wir gedenken erschüttert von dieser sinnlosen Tat in Dankbarkeit eines lebensfrohen Menschen, der in den Wirren unserer Zeit viel zu früh sein Leben lassen mußte.
Requiescat in pace!

Für die KHG Bayreuth

Thomas RiesCIMG8198

Landesgartenschau 2016

Am Sonntag, den 12. Juni 2016 um 11.00 Uhr gestaltete die Kath. Hochschulgemeinde den Gottesdienst auf der Seebühne der Landesgartenschau. Musikalisch untermalt wurde diese Feier durch den Swahilichor der KHG.

Die ganze Schöpfung war Gesang

Es ist ein Bildband, in den ich immer wieder gerne schaue.
Aufnahmen des Fotografen Osswald Kettenberger, in denen sich die ganze Schönheit der Schöpfung offenbart, hindurch buchstabiert durch den Jahreskreislauf.
In seinem aktuellen Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ erzählt Wim Wenders die Lebensgeschichte des brasilianischen Fotographen Sebastiao Salgado.
Weltweit war er als sozialdokumentarischer Fotograph unterwegs, durch ihn sahen wir Bilder aus der Sahelzone, vom Genozid in Ruanda, aus brasilianischen Goldminen. Er ging in die Krisenregionen, dort, wo es weh tut und wo seine Bilder uns wehtun. Er rüttelte auf – und ging dabei fast selbst seelisch zu Grunde. Er nahm sich eine Auszeit, überwältigt von der Wucht seiner eigenen Bilder, von der Zerstörung, die der Mensch anrichtet.
Seine Lebensrettung kam, indem er beschloss, in die unberührten, unversehrten Regionen der Erde zu reisen. Sein letztes Projekt nannte er „Genesis“, er erzählt im Film, dass er am Ende seines Lebens einer, singenden, jubelnden Erde, ihrer Schönheit in Unversehrtheit begegnen wollte.
Gut passt zu diesen Bildern von der Erde Schönheit, die uns Salgado geschenkt hat, ein Gedicht des großen brasilianischen Theologen und Dichters Ernesto Cardenal:

Die ganze Schöpfung ist die Schönschrift Gottes,

und in seiner Schrift gibt es nicht ein sinnloses Zeichen.

Der Schriftzug der Meteore am Himmel,

der Flug der Vögel in den Herbstnächten

und der Weg der Sonne durch die Wendekreise,

die Jahresringe im Stamm einer Zeder

und die Schlangenlinien der Flüsse in einer Luftaufnahme,

alles sind Zeichen, die uns Botschaften übermitteln.

Wir müssen nur verstehen, sie zu lesen.

 

Und wir selbst sind ebenfalls Zeichen Gottes.

In jedem einzelnen von uns ist diese göttliche Schrift eingegraben,

unser ganzes Sein ist eine Mitteilung und Botschaft Gottes.

Wir sind hineingestellt in diese Schöpfung,

die ganz Mitteilung ist,

als die reinsten und schönsten Worte Gottes.

Wir sind Gottes Ebenbild.

Gott ist im Innersten allen Seins,

und er ist auch in uns.

 

Eine gesegnete Sommerzeit
wünscht Thomas Ries
Hochschulselsorger

„… es herrscht ein neuer Geist im Team von Eintracht Frankfurt, seitdem Nico Kovac neuer Trainer ist…“
So war es in verschiedenen Medien zu lesen, als in hoffnungsloser Situation er und sein Bruder eine tief verunsicherte Mannschaft übernahmen.
„Er hat uns neuen Mut gemacht, unser Selbstbewusstsein gestärkt, den Kopf frei gemacht, aufgerichtet, guten Rat erteilt, es herrscht ein neuer Teamspirit…“ so und ähnlich äußern sich die Spieler der SGE über den Kroaten und es liest sich fast wie eine pfingstliche Liste von Eigenschaften des Heiligen Geistes.
Verängstigt saßen sie in einem Raum – war es die Mannschaftskabine oder ein Zimmer,  kleiner Saal in Jerusalem, ein Seminarraum an der Uni, ein Hörsaal ,ein Wartezimmer in einer Arztpraxis…?
„Und da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren.“
„Heureka – ich hab’s gefunden“ – rufen wir aus, wenn wir einen Geistesblitz haben, der uns voran-, weiterbringt – als Einzelne oder als Team.
Der Spirit, der Heilige Geist ist ein unverzichtbares Element des Glaubens an einen dreifaltigen oder dreieinen Gott. Ohne ihn wäre die Welt grau statt bunt, trostlos statt hoffnungsvoll, tot  statt lebendig.
Er weitet uns in unseren Ängsten, er tröstet uns in unserem Trauern, er tränkt Vertrocknetes, er bringt Sanftheit und (Er-)lösung in Erstarrung.
„Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu“ – so heißt es als Bitte und Erfüllungszusage in der Antiphon des Festtages Pfingsten.
Auf Ikonen ist das Pfingstereignis oft mit feurigen Zungen dargestellt, die über den Jüngerinnen und Jüngern schweben.
Ein schönes Symbol – zeigt es doch wesentlich pfingstliches in der Frage: Wofür bin ich Feuer und Flamme, wofür pocht mein Herz, wofür brenne ich, was sind meine Träume und Visionen?

In der orthodoxen Liturgie heißt es:
Entzünde Feuer der Liebe in unseren Herzen,
oh Christus unser Gott,
damit wir dich in den Flammen
von ganzem Herzen und ganzem Verstand,
mit unserer ganzen Seele und unserer ganzen Kraft lieben
und auch unsere Nachbarn lieben wie uns selbst,
damit wir deine Gebote halten
und dich so lobpreisen,
dich, den Geber aller guten Gaben.
 

Und so wünsche ich Allen ein ansteckendes, be-geist-terndes Pfingstfest,
ja,
es ist Zeit sich zu freuen
an atmenden Farben
zu trauen dem blühenden Wunder
 
Ja es ist Zeit
sich zu öffnen
allen ein Freund zu sein
das Leben zu rühmen“               wie es in einem Maigedicht von Rose Ausländer heißt!

 

Thomas Ries
Hochschulseelsorger

Sooft die Sonne aufersteht, erneuert sich mein Hoffen

und bleibet, bis sie untergeht, wie eine Blüte offen.      

                                                                                                                                                             Gottfried Keller

Die österliche Zeit hält an und was Gottfried Keller in seinem Gedanken benennt, ist zutiefst österlich. Denn schon in alten Zeiten war das ursprüngliche Ostersymbol die aufgehende Sonne, ein Ursymbol der Hoffnung im Leben, im Sterben, im Tod, im Auferstehen.
Am 1. Mai feiert die orthodoxe Kirche ihr Osterfest – die Gläubigen beten in die Nacht hinein und feiern den Auferstandenen mit dem Tagesanbruch. Und es wird gejubelt, getanzt, getrunken und gefeiert, denn: Ostern ist auch einleibliches Fest. Mitten in der österlichen Zeit liegt auch der Semesterbeginn für das Sommersemester. „Wie eine Blüte offen“, liegt es vor uns, den Studierenden, Lehrenden und Verwaltungskräften an den Universitäten und Hochschulen.
Möge Gottes Segen über dem Wachsen und Gedeihen, aber auch und besonders über dem Scheitern und den Brüchen liegen!

Frühlingsglaube

Die linden Düfte sind erwacht,
sie säuseln und weben Tag und Nacht,
sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muss sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
man weiß nicht, was noch werden mag,
das blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiss’ die Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.

                                                                                                                               Ludwig Uhland

Eine mit vielen neuen Klängen und bunten Blüten gesegnete Zeit wünscht
Thomas Ries

Hochschulseelsorger

 

 

Altar mit Osterkerze und Blumen

„Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet Euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden,wie er gesagt hat.“ Mt., 28

Die entscheidenden Tage für unseren Glauben, unser ganzes Leben, sind wieder angebrochen: Karwoche und fünfzigtägige Osterzeit sind Mitte.

Kar- und Osterzeit erhellen mein Leben.
Kar- und Osterzeit schenken Sinn.
Ostern ist das Fest des Friedens für jeden Menschen guten Willens.

In einem holländischen Kirchenlied lese ich:

Schalom für Dorf und Stadt, schalom für das, was Atem hat.
Die Nachtigall mit ihrem Lied, der Mensch, der bald den Morgen sieht:
Gott will die neue Welt, lädt ein in sein Zelt.
                               Schalom für Wolf und Lamm,
                               schalom macht wilde Tiere zahm,
                               ein Kind, das Leut und Esel lenkt,
                               ein Mensch, der nie an Krieg mehr denkt,
                              Gott will die neue Welt, lädt ein in sein Zelt.
Schalom für Mensch und Tier,
schalom; dann ist die Erde hier
ein Paradies, wo jedermann,
den Frieden endlich finden kann.
Gott will die neue Welt, lädt ein in sein Zelt.

 Der Ruf „Schalom“ – Heil – Friede – Leben sei Dir, ist ein zutiefst österlicher Ruf.
Der Auferstandene tritt mitten unter uns mit seinem be-rührenden Wort:
“Friede sei mit Dir!“
Und auch das ist österlicher Glaube:
Ostern ist konkret, ereignet sich im Hier und jetzt, ist keine blasse Historie, ist – und zwar mittendrin in meinem Leben. Ostern bleibt nicht folgenlos.

Gerade in diese Zeit hinein, wo rechtes, menschenfeindliches Gedankengut von der USA bis Europa sich einschleicht in menschliche Gehirne, gerade in dieser Zeit, wo die Nächstenliebe sich aus manchem menschlichen Herz zu verabschieden scheint, gerade in diese, unsere Zeit hinein, gilt dieses Gebet aus dem Vamos Caminando:

Jede gute Sache im Leben,

jeder Sieg der Liebe über den Hass,

der Gerechtigkeit über die Ungerechtigkeit,

der Gleichheit und Brüderlichkeit über die Ausbeutung,

der Eintracht über die Zwietracht

gibt Zeugnis für die Auferstehung

in unserem Leben.

Verpassen wir Ostern nicht in unserem Leben!
Sind wir wachsam, für das, was in uns und um uns geschieht!
Machen wir den Mund auf!
Seien wir mutig!
Widerstehen wir!
Werden wir österliche Menschen!
Die Welt hat Ostern bitter nötig!

Und der Segen des Auferstandenen, das Licht des Osterfeuers
und österliche Freude wünsche ich Allen in Nah und Fern

Thomas Ries
Hochschulseelsorger
KHG Bayreuth

 

 

Jeder Tag ist ein besonderer Tag

Und weil jeder Tag ein besonderer Tag ist, bekommt jeder Tag seit vielen Jahren auch noch einen Sinn von außen draufgedrückt.
„Tag des Baumes“ – „Tag des Kusses“ – „Tag der Menschrechte“ …

Der 3.März ist auch so ein besonderer Tag:
Er ist der „Internationale Tag des freien Sonntags.“

Gegen den Trend, dass zu jeder Zeit, zu jeder Stunde, an jedem Ort immer Alles möglich sein muss, gegen die „Rund –um – die Uhr-Gesellschaft“, letztendlich gegen die Aushöhlung des Sonn- und Feiertagsschutzes, macht dieser Tag großen Sinn. Deutschland und mehrere EU – Initiativen machen nun am 3. März mit Aktionen auf die Sonntagsruhe aufmerksam.
Als vor ca. 7,8 Jahren die Uni Bayreuth den Sonntag zum normalen Werktag erklärte, – seitdem gibt es Blockkurse, Bibliotheksöffnungen etc. – hat das Mitarbeiterteam der KHG ein Zeichen setzen wollen. Und seitdem läuten jeden Samstag unsere KHG – Glocken fünf Minuten als Zeichen: „Leute am Campus, unterbrecht mal das Studium, morgen ist Sonntag, ein kulturelles und religiöses Geschenk zum Schutze des Menschen.“ Nützt nichts, der Sonntag ist normaler Arbeitstag an einer bayrischen Universität in Bayreuth geworden – mir ist aber das Signal, das von unserem Glockenläuten ausgeht, weiterhin wichtig.
In dem lesenswerten Buch, „Das antike Christentum“, des protestantischen Kirchenhistorikers Christoph Markschies, fand ich zum Sonntag Nachdenkens- wertes!
Er erzählt, dass schon im 2. Jahrhundert der Sonntag, der dies dominicus, später der dies solis, erkämpft werden musste. Bischof Eusebius (er lebte im heutigen Holms), wurde zum Sonntag gefragt, was denn der Sinn ist.
„Warum ist es notwendig“, so der Fragesteller, den heiligen Tag des Herrn zu feiern und nicht zu arbeiten? Welchen Gewinn (schon damals wurde ökonomisch gedacht) haben wir denn, wenn wir nicht arbeiten?“
Eusebius antwortet: „ Drei Anfänge vereinigt der Sonntag in sich – den Anfang der Weltschöpfung, der Auferstehung Jesu und des Wochenanfangs. Der Gottesdienst gewährt uns die wichtige Arbeitsruhe.“
Aber die Gemeinde treibe ja lieber anderes, was Eusebius zu der hochaktuellen Aussage veranlasst: „ Ruft der Herold zur Kirche, so schützen alle Ermüdung oder andere Aufgaben vor. Gibt es Flöten- und Zithermusik, so eilen alle wie mit Flügeln dahin.“ Der Transfer dieser Gedanken auf die heutige Zeit ist einfach.
Noch mal Eusebius:
„Es kommt ein Tagelöhner in dein Haus und lädt deine Arbeit auf seine Schultern, er reibt sich auf in Schweiß und Anstrengung und wagt an sechs Tagen kaum, sein Haupt zu erheben und nach dem Stand der Sonne zu schauen, sondern verzehrt sich in deinem Dienste. Und er erwartet den Tag des Herrn mit großem Verlangen, um wenigstens einmal den Staub vom Leibe zu schütteln und auszuruhen. Und das erlaubst du ihm nicht? Bitte sage mir, wie willst du das entschuldigen.“
Nun, was uns Aufgeklärten zu damals unterscheidet ist, dass wir selbst den Sonntag „in die Tonne hauen.“ Sieben Tage hat die Woche – weshalb sollte sich am Campus in Bayreuth der Sonntag vom Werktag unterscheiden?
Fakt ist: Wer den Sonntag abschafft, tut sich selbst nichts Gutes. Warum gibt es soviel Depression und Ausgebranntsein…
Der Sonntag ist ein Geschenk der Kultur und Religion für den Menschen!

Der internationale Tag des freien Sonntags erinnert daran.
Fastenzeit kann auch bedeuten, den Sonntag zu ehren – als wichtigen Tag des Innehaltens für mein Leben.

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