Impuls zu Pfingsten

Ein frohes und gesegnetes Pfingstfest – das wünschen wir allen Freundinnen und Freunden unserer KHG. Auch wenn das vielleicht ein wenig unvertraut in manchen Ohren klingt. Frohe Weihnachten, Frohe Ostern – das sind Standardformeln, vorgedruckt auf Grußkarten. Aber wo gibt es Grußkarten zum Thema „Frohe Pfingsten“?

Pfingsten, das ist in unseren Breiten ein schlichteres Fest, ohne Geschenke, ohne allgemeinverbindliches Brauchtum (wenn man von landwirtschaftlich geprägten Bräuchen wie Flurumgängen oder Pfingstochsen, die sich in einigen Gegenden noch erhalten haben, absieht). An Pfingsten kann man entspannt in den Urlaub fahren oder eines der vielen Festivals besuchen – ohne schlechtes Gewissen, weil man sich „eigentlich“ bei der Familie einfinden und dort die Tradition pflegen müsste.

Für uns Christen ist das einerseits ebenfalls recht entspannend. Wir müssen den Wesenskern des Pfingstfestes nicht gegen Kommerzialisierung und Trivialisierung, gegen Osterhasen und Weihnachtsmänner verteidigen. Andererseits bleibt aber ein kleines Unbehagen. Ist Pfingsten nicht eigentlich das Fest des Aufbruchs, der Begeisterung und Euphorie, das was uns motivieren sollte, unseren Glauben kraftvoll und mutig zu verkünden und zu leben? Mal ehrlich: Wieviel spüren wir davon noch?

„Wer Ostern laut jubelt, weiß nicht, was er an Pfingsten feiern soll“, so erklärt der Theologe Michael Böhnke dieses Dilemma. Für viele von uns steckt in Ostern einfach nur die Botschaft: „Halleluja, Jesus lebt. Alles ist gut.“ Und dann geschieht, was Kurt Tucholsky mit seiner Berliner Schnauze auf den knappen Nenner bringt: „Es wird nach einem happy end im Film jewöhnlich abjeblendt.“

Ja, alles ist gut, sagt uns die Bibel. Jesus lebt. Aber nicht, um einfach so weiterzumachen wie bisher. Jesus geht zum Vater und sendet den Jüngern seinen Geist, so, als ob er sagen wollte: „Ihr seid jetzt dran. Jetzt geht es für euch erst richtig los. Ihr habt meinen Geist, ihr seid Priester, Könige und Propheten. Es ist eure Welt, eure Verantwortung. Ihr habt alles, was ihr braucht, und ihr seid nicht allein – ich bin bei euch alle Tage. Packt es an!“

Seitdem sind 2000 Jahre vergangen. Die Pfingstbotschaft ist im Lauf der Christenheitsgeschichte immer wieder vergessen und verschüttet worden. Der christliche Glaube an Befreiung und Erlösung wurde oft genug umgedeutet und missbraucht, um herrschende Verhältnisse zu stabilisieren und Menschen zu knechten. Und doch war der Geist Gottes nicht „totzukriegen“.

Martin von Tours, Franziskus und Clara von Assisi, Elisabeth von Thüringen, Martin Luther, Mahatma Gandhi, Mutter Teresa von Kalkutta, Frère Roger, Martin Luther King, Oscar Romero – viele bekannte Persönlichkeiten der Geschichte, aber auch viele, die heute vergessen sind, haben sich in-spir-ieren und be-geist-ern lassen von der christlichen Botschaft, sie immer wieder neu zu verstehen versucht – innerhalb und außerhalb der verfassten Kirche. Oft sind sie dabei angeeckt, oft kamen sie auch in Konflikt mit Politikern und Kirchenoberen, oft wurden sie für verrückt erklärt. Sie waren radikal, anstrengend und unbequem, ab und zu verrannten sie sich auch in eine Sackgasse. Und nicht immer gab es ein Happy End. Manchmal – wie etwa im Fall Martin Luthers – kam es in der Folge zu Verletzungen und Brüchen, die nicht mehr zu heilen waren. Manchmal mussten sie – wie beispielsweise Oscar Romero – ihren Mut mit dem Leben bezahlen. Ihre Gedanken, ihre Botschaft, ihr Lebenszeugnis blieben dennoch lebendig.

Der Geist weht, wo er will. Für mich wirkt er überall dort, wo Menschen für Menschenwürde, Frieden und Gerechtigkeit eintreten, wo sie den Mut haben, ihre Stimme für die Schwachen zu erheben und sich dabei auch unbeliebt zu machen, wo sie ihre Angst und ihren Egoismus überwinden und sich in den Dienst für andere stellen. Manchen gibt er den Mut, alles zu riskieren – selbst ihr Leben. Bei anderen wirkt er nicht so spektakulär, sondern in der Stille, in einem einfachen, aber konsequenten Leben. Wir können sein Wirken nicht „machen“, nicht festhalten und auch nie ganz verstehen.

Aber wir dürfen glauben: Er ist da. Er wirkt auch in uns, durch uns. Wir dürfen durch ihn frei werden und andere frei machen. Lasst uns be-geist-ert leben – Frohe Pfingsten!

Pfingstlied
(von Lothar Zenetti, nach dem Pfingsthymnus „Veni creator spiritus“

Komm, geheimnisvoller Atem,
leiser zärtlicher Wind,
hauche uns an, damit wir leben,
ohne dich sind wir tot!
Komm, in Feuer und in Flammen,
zünd uns an wie ein Licht,
mache uns trunken von der Liebe,
wir sind starr, tau uns auf!

Komm, Erfinder neuer Sprachen,
giess dich aus über uns,
rede in uns mit neuen Zungen,
komm, begeistere uns!
Komm, du Hoffnung der Armen,
schaff den Wehrlosen Recht,
dass die Gebeugten sich erheben,
dass sich Völker befrein!

Komm, du Trösterin aller Müden,
Stille mitten im Lärm,
in den Terminen schaff uns Pausen,
lass uns ausruhn in dir!

Komm, du Taube übers Wasser,
bring den Ölzweig herbei,
bring uns Zeichen für den Frieden,
den die Erde ersehnt!

Komm vom Vater und vom Sohne,
komm, du schaffende Kraft,
mache uns neu,
und unsre Erde hat ein neues Gesicht!

IMG_20170509_212104Der Klimawandel ist kein Schicksal, das wir ergeben hinnehmen müssen. Wir können etwas tun! Verhindern können wir ihn nicht mehr, aber es ist durchaus möglich, seine Auswirkungen auf Mensch und Natur durch gezielte Gestaltung zu begrenzen.

Das war die Botschaft, die uns Alicia Medina Valdiviezo, Carla Madueño Florian und Nikunj Pathak eindrucksvoll und mit großem Engagement am Dienstag, 9. Mai, bei unserem Gemeindeabend im Rahmen der Klimawoche an der Universität Bayreuth    nahebrachten. Unter dem Titel ““Climate Change is already at our door. Are we ready for this?” nahmen uns die drei Studierenden im Master Global Change Ecology mit auf eine kleine Weltreise. Kanada, Peru und Indien waren Stationen im Reiseprogramm.

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Dabei war es nicht gestattet, im “virtuellen Flieger” sitzen zu bleiben – vielmehr mussten alle Teilnehmer(innen) im Rollenspiel als Regierungsvertreter(innen), Bürger(innen), NGO-Aktivist(innen) oder Wirtschaftsvertreter(innen) eines Landes Stellung beziehen. Komplizierte Verflechtungen aus Politik, Wirtschafts- und Bürgerinteressen wurden so deutlich, die Entwicklungen hemmen oder auch voranbringen können.

Am Ende stand eine lange Liste von kleinen, aber wichtigen Schritten, die auch wir hier vor Ort gehen können, um zu einer ökologischen und nachhaltigen Weltwirtschaft beizutragen – Fairtrade, Foodsharing, sparsamer Umgang mit Energie, Abfallvermeidung und vieles mehr. Jede(r) kann etwas tun. Oder, wie Papst Franziskus es in seiner Enzyklika “Laudato Si” formuliert: “Alle können wir als Werkzeuge Gottes an der Bewahrung der Schöpfung mitarbeiten, ein jeder von seiner Kultur, seiner Erfahrung, seinen Initiativen und seinen Fähigkeiten aus.”IMG_20170509_230107

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Nun strebt sie ihrem Höhepunkt zu, die „fünfte Jahreszeit“. Nur noch wenige Tage bleiben, um sich in das ausgelassene Treiben der Narren zu stürzen. Und dann ist „am Aschermittwoch alles vorüber“, wie es im Schlager heißt – oder?

Der „Kehraus“ am Faschingsdienstag macht es jedes Jahr deutlich: Es gibt eine Zeit für Spaß und Vergnügen, es gibt aber auch eine Zeit für Nachdenken und Stille. Beides gehört zum Leben.

Aber vielleicht ist der Umbruch gar nicht so groß, wie man meint. Auf ihre je eigene Weise haben Fasching und Fastenzeit dasselbe Anliegen: Sie durchbrechen den Alltag und stellen die Dinge auf den Kopf. Kinder oder Narren übernehmen vielerorts im Land die Rathausschlüssel, um zumindest symbolisch zu zeigen: Es geht auch anders. Wir sind es gewohnt, dass die einen oben an der Macht sind und die anderen unten im Volk – aber auch die „Kleinen“ sind wichtig. Das kennen wir auch aus der Bibel: „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen“ singt das jüdische Mädchen Maria, als ihr bewusst wird, was Gott mit ihr und ihrem Kind vorhat. In unserem Glauben geht es um nichts weniger als um eine neue Weltordnung.

Ganz so ernst meinen wir es im Fasching oder Karneval denn doch nicht. Es ist nur ein oberflächlicher Umbruch, es sind nur ein paar Tage, an denen scheinbar alles anders wird – und wir zelebrieren dieses „Andere“ im Wissen, dass wir wieder zur „guten alten“ Ordnung zurückkehren werden.

Dennoch kann diese Zeit, wenn sie gut gestaltet wird, eine reinigende und klärende Wirkung haben. Denn sie macht ein kleines Fenster auf und zeigt, wie es auch anders gehen könnte. Eine gute Büttenrede hält den Menschen einen Spiegel vor. Fasching, Fastnacht, Karneval: Sie zelebrieren die Eitelkeiten der Welt – oder auch des jeweiligen Chefs, der dem Betriebsfasching notgedrungen beiwohnen muss –  in übertriebener und lächerlicher Form, im besten Falle, um sie zu entlarven. Wer gut zuhört, der wird vielleicht bescheidener und aufmerksamer.

Auch die Fastenzeit will ein solcher Spiegel sein. In der Fastenzeit geht es uns Katholiken nicht um exzessive Bußübungen oder darum, besonders fromm zu werden. Es geht vielmehr darum, zu entdecken, wer wir wirklich sind – jenseits der Oberflächlichkeit und Eitelkeit, jenseits des Konsums, der uns oft von den eigentlichen existentiellen Fragen unseres Lebens ablenkt. Die Fastenzeit lädt uns ein, „anders“ zu werden und gerade darin mehr „ich selbst“ zu sein.

Die Fastenzeit ist aber kein Zerrspiegel wie der Fasching, der unsere Ecken und Kanten hervorhebt und lächerlich macht; es geht nicht darum, uns bloßzustellen. Sie ist vielmehr die Einladung, dass wir durch den Verzicht auf Dinge, die uns ablenken und belasten (und durch bewusst frei gehaltene Zeit für Stille und Gebet) uns selbst klarer sehen: so wie im Spiegel einer Wasseroberfläche, die erst dann ein klares Bild zeigt, wenn sich die Wellen verlaufen haben und alles still geworden ist. Erst dann sehen wir, wie es wirklich um uns bestellt ist.

Vielleicht sehen wir auch mehr als das: Vielleicht sehen wir, dass Einer mit uns in den Spiegel schaut – und uns dabei samt unseren Fältchen und Narben liebevoll anblickt. Vielleicht hören wir ihn sagen: Du bist schön, so wie du bist. Ich habe alles gut gemacht – auch dich.

Eine fröhliche Faschingszeit und eine fruchtbare und reiche Fastenzeit wünscht Euch und Ihnen

unterschrift

PR Barbara Göb, Hochschulseelsorgerin an der KHG Bayreuth

 

 

„Weihnachten feiern – jetzt erst recht!“

Liebe Studierende und MitarbeiterInnen der Universität Bayreuth, liebe Freunde der KHG,

nun steht es also – wie Alle Jahre Wieder – vor der Tür, das Weihnachtsfest. Und wie schon in den letzten Jahren will die heimelige Weihnachtsstimmung so gar nicht zu den aktuellen Nachrichen passen. Wir haben blutige Bilder aus den Trümmerlandschaften in Aleppo gesehen, wir haben ein Jahr aufgeheizter Diskussionen erlebt, durch die auch in unserem eigenen Land Ängste, Spaltungen und Aggressionen zutage traten, wie wir sie lange nicht wahrgenommen hatten. Massive Polizeipräsenz am Rande unserer Weihnachtsmärkte erinnerte uns in den letzten Tagen daran, dass in dieser Adventszeit durch den sinnlosen Hass eines Einzelnen unschuldige Menschen beim Weihnachtsmarktbesuch in Berlin getötet wurden. Das Dunkel und der Unfrieden in der Welt sind einmal mehr so offensichtlich geworden, dass es schwerfällt, sie zu ignorieren. Können und dürfen wir in dieser Situation „einfach so“ gemütlich Weihnachten feiern?

Unser Erzbischof Ludwig Schick hat, wie ich finde, darauf eine gute Antwort gegeben: „Wir dürfen nicht nur Weihnachten feiern, wir müssen es! Dieses Fest erinnert daran, dass Gott Mensch geworden ist, also die ganze Armut und Friedlosigkeit des Menschen an sich herangelassen und durchlitten hat. Die Liebe und Barmherzigkeit Gottes hat sich in Jesus ein menschliches Gesicht gegeben. Und darin liegt der Grund unserer Hoffnung auf Frieden: Gott selbst ist mit uns, wenn wir den Frieden bauen und der Gewalt nicht das letzte Wort lassen. Auch in Aleppo wird Weihnachten gefeiert. Der dortige maronitische Erzbischof, Joseph Tobji, sagte kürzlich: ‚Wir werden auf den Trümmern feiern, um zu erleben, dass die Hoffnung nicht stirbt, dass aus dem Tod Leben hervorkommt.‘ Das ist die Perspektive, in der alle Christen das Weihnachtsfest auch in diesem Jahr begehen sollten.“

Nicht umsonst wurde das Weihnachtsfest im 4. Jahrhundert symbolisch auf den Tag der Wintersonnenwende gelegt, den Tag, an dem die Sonne beginnt, wieder stärker und länger zu scheinen. Mitten in der längsten und tiefsten Dunkelheit beginnt das neue Licht. „In der Mitte der Nacht liegt der Anfang eines neuen Tags“ heißt es in einem Lied.

Aber vielleicht ist es nicht das, was Euch und Sie jetzt am meisten bewegt. Für so manche Erstsemester heißt Weihnachten zunächst einmal: Die ersten zwei Monate an der Uni sind geschafft. Jetzt ist Pause. Für manche die erste Gelegenheit, nach Hause zu fahren, Freunde und Familie wiederzusehen, zu erzählen, wie es einem in der großen neuen Welt der Universität ergangen ist. Das werden ganz unterschiedliche Geschichten sein: Für manche war der Studienbeginn eine große Enttäuschung, weil ihr Studienfach ganz anders war, als sie es sich vorgestellt hatten. Für andere war und ist es eine Herausforderung, sich an die neuen Lern- und Arbeitsweisen, vor allem aber an die Fülle des Stoffs zu gewöhnen. Der eine oder die andere fragt sich, ob er oder sie an der Uni überhaupt richtig ist, ob das Studium und die Selbstorganisation, die es braucht, nicht „eine Nummer zu groß“ sind. Wieder andere sind im Land ihrer Träume angekommen, haben ein Fach, das zu ihnen passt, und nette Kommilitonen gefunden.

Für diejenigen, die schon länger da sind, stellen sich vielleicht noch andere Fragen: Wie geht es weiter im Studium – werde ich mein Examen schaffen? Wie geht es danach weiter? Oder: Wie laufen meine wissenschaftlichen Projekte? Und: Wie sieht es aus mit meinen Beziehungen und mit all dem, was universitäres Leben noch so ausmacht? Mache ich zu viel, so dass ich kaum Zeit habe, durchzuatmen? Oder fühle ich Leere und Leerlauf, tue ich zu wenige Dinge, die mich wirklich erfüllen? Habe ich gute Freunde gefunden, oder bewegen sich meine sozialen Kontakte eher an der Oberfläche? Betrachte ich meine Mitmenschen an der Universität als Freunde und Kollegen – oder eher als Konkurrenz? Die Weihnachtspause kann auch eine Atempause sein, die wir nutzen können, um Bilanz zu ziehen und vielleicht das eine oder andere neu zu justieren.

Weihnachten bedeutet ja: Wir dürfen neu anfangen, jedes Jahr, immer wieder. Und wir müssen es nicht alleine tun. Egal ob in der großen Weltpolitik oder in unserer kleinen persönlichen Arbeits- und Beziehungswelt – Gott ist da, er ist Immanu-El, Gott-mit-uns. Er erklärt uns seine Liebe nicht in großen Worten; er kommt einfach und ist da, lebt, wächst, lernt, liebt und leidet mit uns.

Er, der große allmächtige Gott, bindet sich an uns Menschen mit unseren geringen Möglichkeiten. Und so zeigt er, dass jeder und jede Einzelne von uns unendlich wertvoll und bedeutsam ist, und dass das, was wir tun, unendlich relevant ist. Gott traut uns zu, dass wir Verantwortung übernehmen für uns und unsere Welt. Er geht mit uns nach Aleppo, nach Berlin und auch an die Universität Bayreuth. Er macht uns Mut, einander beizustehen und das Richtige zu tun, wenn es darauf ankommt; er geht mit uns auch in die Tiefe unserer Angst und unserer Ohnmacht, wenn wir nichts mehr tun können. Ihm dürfen wir alles zutrauen, durch ihn dürfen wir auch uns selbst wieder trauen – trotz aller Dunkelheiten in uns und um uns herum. Weihnachten ist die große Liebeserklärung Gottes an die Menschheit und an jeden einzelnen Menschen. Der große Theologe Karl Rahner hat das einmal so ausgedrückt:

„Wenn wir sagen: Es ist Weihnacht, dann sagen wir:

Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hinein gesagt, ein Wort, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, weil es Gottes endgültige Tat, weil es Gott selbst in der Welt ist.

Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch.“

 Euch und Ihnen allen

Ein frohes, befreiendes Weihnachtsfest und ein gesegnetes Jahr 2017!

Für die KHG Bayreuth

unterschrift

Barbara Göb, Hochschulseelsorgerin

 

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. (Gen 1,1-2)

Angekommen

Eine neue Stadt, eine neue Aufgabe, neue Menschen. Unüberschaubar am Anfang, und doch aufregend und schön. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ schreibt Hermann Hesse in seinem vielzitierten Gedicht „Stufen“. Vielleicht besteht der Zauber darin, dass wir uns selbst und die Welt um uns herum neu spüren, wenn wir neu anfangen. Nichts ist selbstverständlich, alles ist interessant, ein bisschen rätselhaft und sonderbar. Wohin ich auch schaue, tun sich neue Blickrichtungen, neue Perspektiven auf.

Ich darf Zeit haben.

Eine Perspektive des Anfangs: Alles, jeder und jede ist gleich wichtig. Die Dinge haben sich noch nicht so sortiert, dass ich weiß, mit wem ich am dringendsten sprechen muss. Ich habe Zeit. Für jeden. Bald werde ich sortieren müssen, werde ich meine Gesprächszeiten limitieren, meine Termine genauer planen müssen. Bald muss ich auswählen und „Nein“ sagen, damit mir die Dinge nicht über den Kopf wachsen. Aber jetzt noch nicht. Ich bin am Anfang.

Ich darf zuhören und lernen.

Eine weitere Perspektive des Anfangs: Ich darf Fehler machen und Fragen stellen. Noch muss ich nicht alles wissen, an alles denken, alles „auf dem Schirm haben“. So kann ich den Menschen um mich herum die Gelegenheit geben, mir die Dinge zu erklären, sich als Experten zu erweisen, ihre Talente zu zeigen. Bald muss ich die Dinge selbst in die Hand nehmen, selbst Experte oder Expertin sein. Aber jetzt noch nicht. Ich bin am Anfang.

Ich darf Neues schaffen.

Und eine dritte Perspektive: Neues ist möglich. Manches ist vorgegeben und vorgeplant, manche Erfahrungen und Traditionen sitzen fest verwurzelt in tiefer, dunkler Erde am Wegrand und weisen die Richtung. Aber dennoch tun sich dazwischen offene Räume auf, die gefüllt werden wollen. Ein bisschen „Tohu wa bohu“, ein bisschen „wüst und wirr“ ist jeder Anfang. Ich kann mit jeder Entscheidung, die ich treffe, mich und die Welt um mich herum ein bisschen neu erfinden. Bald werden die Mühen der Ebene folgen, bald werde ich anstelle des „ersten Schrittes“ den x-ten Schritt machen, ich werde nicht mehr mitzählen. Aber jetzt noch nicht. Ich bin am Anfang.

Den Anfang im Herzen bewahren.

Wir alle kennen die Schöpfungsgeschichte. Gott schafft mitten im Tohu wa bohu, im ungeordneten Anfang, einen Paradiesgarten. Zuerst ist alles gut, aber natürlich kommt, was kommen muss: die Schlange. Wir wissen es, denn wir haben es immer wieder erlebt: Auf den Zauber des Anfangs folgen die ersten Enttäuschungen. Nicht alle Erwartungen kann ich erfüllen, nicht alle Erwartungen werden mir erfüllt. Bald trete ich in das erste Fettnäpfchen, treffe die erste Fehlentscheidung, muss den ersten Konflikt austragen. Dann gilt es durchzuhalten, nicht beleidigt, verbittert oder enttäuscht zu sein. Die Erinnerung an den Anfang kann dabei helfen.

In der Weihnachtsgeschichte des Lukas heißt es nach der Begegnung Marias mit den Hirten zu Betlehem:„Maria  aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.“ Die Erinnerung an den „Zauber des Anfangs“ hilft ihr, später die Last zu tragen, das Unvorstellbare zu begreifen und auszuhalten.

Und bei Hesse lesen wir weiter: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“ Möge es uns gelingen, die Erinnerung an den Anfang zu bewahren und immer noch wenigstens ein bisschen von der Offenheit und Neugierde, der Freiheit und Schöpferkraft des Anfangs im Herzen zu tragen!

Einen gesegneten Anfang des Kirchenjahres wünscht Ihnen und Euch

unterschrift

Pastoralreferentin Barbara Göb

Liebe Studierende, Lehrende und Mitarbeitende an der Universität Bayreuth,

mein Name ist Barbara Göb, seit dem 1. November 2016 bin ich Hochschulseelsorgerin an der Katholischen Hochschulgemeinde Bayreuth. Meine Aufgabe sehe ich vor allem darin, Ansprechpartnerin für alle Angehörigen der Universität in Glaubens- und Lebensfragen zu sein.

Ich wünsche mir, dass unsere Katholische Hochschulgemeinde ein Raum ist, in dem sich über Fakultäten, Milieus und Kulturen hinweg Menschen treffen, miteinander ins Gespräch kommen, ihre Talente einbringen und sich gegenseitig bereichern. Denn: „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist.“ (1 Kor 12,4)

Ich bin 43 Jahre alt und habe schon an ganz verschiedenen Orten gelebt und gearbeitet. Zuletzt war ich als Pastoralreferentin in St. Martin in Bamberg tätig, wo ich für und mit Menschen aller Altersgruppen Gemeinde gestalten durfte.

Zuvor habe ich mich als Jugendreferentin bei missio München darum bemüht, Jugendlichen und jungen Erwachsenen unsere Verantwortung für die Eine Welt, in der wir leben, nahe zu bringen.

Der Austausch unter den Kulturen und Religionen ist so etwas wie mein Lebensthema: Nach dem Abitur lebte ich als “Missionarin auf Zeit” für ein Jahr in einer Kommunität der Steyler Missionsschwestern in Bolivien mit. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt. Sie machte mir meine persönlichen Grenzen sehr bewusst und ließ mich demütig werden angesichts dessen, was die so genannten “Armen” dieser Welt Tag für Tag leisten, und welche Schätze sie zu verschenken haben. Zugleich lernte ich mich selbst besser kennen, und auch mein Glaube konnte in dieser Zeit wachsen und reifen, so dass ich mich am Ende des Jahres für das Studium der Theologie entschied, das ich mit zunehmender Begeisterung in Augsburg und Münster absolvierte.

Mein Leben verlief danach nicht immer auf gerader Bahn, sondern öfters im Zickzack; darüber bin ich aber heute nicht böse, denn jede Station brachte mir wertvolle neue Erfahrungen. Meine pastorale Ausbildung in Nürnberg brachte mir das “Handwerkszeug” für die Arbeit in und mit einer Gemeinde; als Redakteurin bei der theologischen Fachzeitschrift “Herder Korrespondenz” in Freiburg konnte ich viel über Lektorat und journalistisches Arbeiten lernen; in einem wissenschaftlichen Projekt am Zentrum für Interreligiöse Studien in Bamberg beschäftigte ich mich mit dem christlich-islamischen Dialog; zwischendurch fühlte mich im Religionsunterricht am Gymnasium als “Löwenbändigerin”; und neben all dem gründete ich auch noch eine Familie. Mit meinem Mann und meinen beiden Töchtern lebe ich heute in Bamberg.

Mit all dieser Geschichte und diesen Geschichten arbeite ich nun an der KHG Bayreuth als Hochschulseelsorgerin. Hier wurde ich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich aufgenommen, wofür ich sehr dankbar bin. Ich freue mich auf viele weitere Begegnungen und Erlebnisse, auf Spiel und Ernst, auf gemeinsames Arbeiten und gemeinsames Feiern – und darauf, immer wieder in der Begegnung mit Euch, den Menschen der KHG, auch Gott zu begegnen.

 

 

Am Samstag, den 22.10., wurde die neue KHG-Hochschulseelsorgerin Barbara Göb zusammen mit dem neuen ESG-Studierendenseelsorger Heinrich Busch im Rahmen des ökumenischen Semesteranfangsgottesdienstes in ihr Amt eingeführt.

Am Gottesdienst in der vollbesetzten KHG-Kapelle nahmen Regionaldekan Dr. Josef Zerndl und der evangelische Dekan Hans Peetz, die jeweils die Einführung der beiden Hochschulseelsorger übernahmen, sowie einige weitere evangelische Geistliche, geladene Gäste und viele Studenten teil.

In den Ansprachen der beiden Dekane wurde auf die Symbolik des KHG-Fisches und des ESG-Hahnes sowie die Bedeutung der Hochschulseelsorger eingegangen. Nach der Einführung hielten die beiden neuen Hochschulseelsorger im Dialog ihre erste Predigt, in der sie ihre zukünftige Arbeit mit den vielen Herausforderungen und Möglichkeiten ansprachen.

Der Gottesdienst wurde von einigen Studenten aus KHG und ESG durch das Vortragen von Fürbitten, sowie musikalisch vom Gospelchor Bayreuth mitgestaltet.

Am Ende des Gottesdienstes wurden einige Grußworte gehalten und Geschenke an die neuen Hochschulseelsorger überreicht. Im Anschluss konnten bei Sekt und Pizza erste Gespräche mit den beiden Neuen geführt werden.

Am Samstag, den 22.10., fand der alljährliche Kennenlerntag für Erstsemester statt. Etwa 20 neue Studierende trafen sich dazu am Samstagvormittag in der ESG, wo sie von den beiden neuen Hochschulseelsorgern Barbara Göb und Heinrich Busch, sowie einigen studentischen Mitarbeitern aus KHG und ESG empfangen wurden. Nach einer Vorstellungsrunde konnten sich alle beim Zubereiten des Essens besser kennenlernen und austauschen. Nach dem Mittagessen wurde die Stadtkirche besichtigt und der Turm der Stadtkirche bestiegen, von welchem man trotz des schlechten Wetters einen guten Blick über Bayreuth hatte. In einer Führung im Bayreuther Festspielhaus konnten alle Teilnehmer des Kennenlerntages viel über das Leben von Wagner, seine Musik und dem Gebäude erfahren.  Angekommen in der KHG, wurden die Erstis von Frau Schneider-Burr (Studienberatung der Uni Bayreuth) informiert, ehe es anschließend Kaffee und Kuchen gab. Der Tag endete mit dem ökumenischen Semesteranfangsgottesdienst, in dem die beiden neuen Hochschulseelsorger Barbara Göb und Heinrich Busch offiziell in ihr Amt eingeführt wurden.

 

Es war ein bewegendes Ereignis – vergangene Woche in Frankfurt. Die 95jährige Holocaustüberlebende Trude Simonsohn bekam in der Paulskirche als erste Frau in der Geschichte Frankfurts das Ehrenbürgerrecht verliehen. Es war ganz still im weiten Rund der Paulskirche als die Geehrte mit zart-fester Stimme zu Reden anhob. Und sie appeliert an die Jugend von heute: “Ihr tragt keine Schuld, aber Verantwortung. Sagt zum Unrecht sofort NEIN.”
Die, die solche Worte nicht hören wollen, werden sie auch weiterhin nicht hören, doch wie ist es mit den Studierenden, den jungen Menschen heute, an die sich Trude Simonsohn wandte? Gibt es Potential zum Auf- , zum Widerstand, zur Revolte, wenn die Demokratie, die Menschenwürde, die Religionsfreiheit, die Pressefreiheit… immer gefährtdeter sind? Demokratie ist kein Selbstläufer, sie ist die schwierigste aller Staatsformen.
Auch das III. Reich kam schleichend, nicht über Nacht. Kampf und Kontemplation (Frère Roger, Taize) sind Geschwister.
Auf meinen Reisen in das polnische Kreisau fiel mir in der absolut sehenswerten Ausstellung über Widerstand im vergangenen Jahrhundert immer wieder ein Satz von Freya von Moltke auf:
“Es lohnt sich, immer etwas zu tun, was man nicht für sich tut. Das ist etwas, was beglückend ist und lebenserfüllend.”
Das Schauen über den Tellerrand meines eigenen Lebens hinaus – ja, das ist beglückend, nicht das Kreisen um mein Ego und die Erfüllung seiner Wünsche.
Leben ist schön. Leben ist gefährdet. Leben will geschützt sein. Leben ist dann erfüllend, wenn es über sich hinausweist.
Christlich ausgedrückt: Frère Roger sagte beim Konzil der Jugend: “Du mußt nicht die ganze Bibel verstehen und leben,
eine Stelle genügt, diese eine Stelle lebe dann.”
Für mich war dies die letzten Jahrzehnte das Wort Jesu “Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer” (Mt. 9,13), gepaart mit all’ den wunderbaren Geschichten gelebter Gastfreundschaft!
Mein Leben, schön, verrückt, mit Licht und Schatten, Tränen und Lachen, Auf und Ab, immer getragen von Menschen und Gott, gleitet nun in die herbstliche Phase – und wie wir ja gerade sehen: Der Herbst ist bunt!
40 Jahre Seelsorge – es war immer aufregend!
Bei dem sehr beeindruckenden Abschiedswochenende hier in der KHG, habe ich am Schluß für all’ diese Menschen, die mir in diesen 40 Jahren begegnet sind, das Lied “Days” meiner Kinks gesungen (ich habe es versucht…:-)…). Es ist auch ein Lied, das mich seit seinem Erscheinen 1968 begleitet:

Thank you for the days – those endless days, those sacred days you gave me –
I’m thinking of the days – i won’t forget a single day believe me –
I bless the light – i bless the light that lights on you believe me –
Days i’ll remember all my life.

Ja, so ist es!
Nun heißt es gehen, der nächste Ort auf meiner Lebensreise erwartet mich.
Mein Wunsch für uns Alle:

Im übrigen meine ich, dass Gott uns das Geleit geben möge
immerdar
auf unserem langen Weg zu unserer Menschwerdung
auf dem endlos langen Pfad zwischen Gut und Böse
Herzenswünschen und niedrigen Spekulationen
Er möge uns ganz nahe sein in unserer Not
Wenn wir uns im dornigen Gestrüpp der Wirklichkeit verlieren
Er möge uns in den großen anonymen Städten
wieder an die Hand nehmen
Damit wir unserer Phantasie folgen können
und auf dem weiten flachen Land
wollen wir ihn auf unseren Wegen erkennen. (Hanns Dieter Hüsch)

Be blessed – cum deo – in Gottes Hand!
Euer companero Thomas Ries

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