Es ist die Zeit der Feuer. In diesen Tagen brennen die Johannisfeuer, auch Sonnenwendfeuer genannt. Wir hatten unsere Feuerfrühschicht am frühen Morgen in der KHG. Im Juli werden wir noch ein Sommerfeuer vor der KHG anzünden.
Ich habe noch eine Kindheitserinnerung, dass ich für das Feuer im Badeofen verantwortlich war. Ohne dieses Ofenfeuer kein warmes Wasser zum Baden. Im Sommer, wenn die Sonne auf den Kamin drückte, war es nicht immer einfach, dieses Feuer anzuzünden. Mein Vater steckte in den dunklen Wintertagen jeden Morgen gegen 6.00 Uhr das Herdfeuer in der Küche an. So war es wenigstens überschlagen in der Küche, wenn ich gegen halb sieben rein kam.
Heute drehen wir gedankenlos an Knöpfen, der Bezug zu einem prasselnden Feuer ist vielen Menschen verloren gegangen. Dabei ist das Feuer, erhellend und wärmend, ein großes Symbol für die Lebendigkeit unseres Lebens.
Ja, das Feuer ist dem Lebendigen verwandt. Ist unserer lebendigen Seele reines Sinnesbild; Bild von all dem, was wir innerlich erfahren: warum und leuchtend, immer bewegt, immer aufwärtsstrebend. Wenn wir die Flamme emporzüngeln sehen, jedem Lufthauch folgend und doch nicht abzubringen von ihrem Empor, strahlend von Licht, Fluten von Wärme aussendend – fühlen wir da nicht eine tiefe Verwandtschaft mit dem in uns, das ebenfalls immer brennt, und Licht ist, und aufwärts strebt, so oft es auch von widrigen Gewalten niedergebogen wird? Und wenn wir sehen, wie die Flamme ihre ganze Umgebung durchwirkt, beseelt, verklärt; wie sie sofort zum Mittelpunkt wird, wo immer sie aufleuchtet – ist das nicht ein Bild des geheimnisvollen Lichtes in uns, das in dieser Welt entzündet ist, alles zu durchdringen und ihm eine Heimat zu geben? So ist es. Als ein Bild unseres Leuchtenden, Starken, des Geistes. Wo wir ihr begegnen, fühlen wir ihr Wallen und Leuchten wie etwas Lebendiges zu uns sprechen. Und wollen wir unser eigenes Leben ausdrücken, es irgendwo sprechen lassen, dann entzünden wir da eine Flamme.
„Flamme empor“ –so sangen sie früher an den Johannifeuern.
Die Flamme der Begeisterung – sie sei allen Lesern dieses Impulses gewünscht.
Thomas Ries